Kückhoven liegt 2,5 km von Erkelenz entfernt. Bis nach Aachen sind es 41.7 km. Unser Ort liegt 6,275° östlich von Greenwich und auf dem 51.22° Breitengrad nördlicher Breite. Der Erkelenz-Titzer Landrücken, auf dessen Nordhang unser Dorf liegt, erstreckt sich an den Dörfern Holzweiler, Immerath vorbei bis 15 km östlich von Jackerath, wo Gut Kaiskorb mit 121m über NN seinen höchsten Punkt erreicht.
Nach Osten fällt das Land allmählich zum Erfttal ab. Die Höhenmarke am Bahnhof in Erkelenz zeigt 99,36m über NN. Am Erkelenzer Kreuz beträgt die Höhe 88m. Wo die Landwehr die in der Naehe der Kückhovener Sandgrube die Kölner Landstraße überquert, ist die Höhe mit 87m angegeben. Die Abwässer, die von dem 104m hoch gelegenen Wahnenbusch in die Flutgräben östlich und westlich von Kückhoven zwischen Kaulhausen und Berverath auf Westrich zu abgeleitet werden, gehören dem Quellgebiet der Niers an.
Da die vom Wahnenbusch nach westen abfließenden Wasser der Rur zueilen, bildet dieser Wahnen (d.h. Wende)- busch und der weitere Verlauf des Erkelenzer Kandrücken die Wasserscheide zwischen Rur und Niers. Denken wir aber auch an die östlich fließende Erft, so ist hier auch die Wasserscheide zwischen Rhein und Maas. Das Gebiet der Gemeinde Kückhoven, rund 720 ha groß, grenzt im W und NW an die Stadt Erkelenz, im N an die Gemeinde Venrath, im O an die Gemeinde Holzweiler und nach S an die Gemeinde Lövenich.
Alte Landkarte
Dorfstraße um 1905
Der Name Kückhoven dürfte um die Zeit der Merowinger oder Karolinger entstanden sein. Stätten eigentlicher Frankensiedlungen sind die Orte auf -heim, -hoven, -hausen, -dorf, -rath, -scheid. Die ältesten Wohnplätze auf -hoven (zu hofa, Hute) sind im Erkelenzer Lande und weit darüber hinaus zahlreich verbreitet und gehören der Zeit des 7. bis 9. Jahrhunderts an.
Karte mit erster urkundlicher Erwähnung
Die Karte zeigt die erste Urkundliche Erwähnung des jetzigen Ortes Kückhoven mit dem Namen Cudekoven. Nach alten im Düsseldorfer Staatsarchiv lagernden Urkunden heißt der Ort um das Jahr 1000 Cudekoven, auch Kudenchoven. Um 1200 wird Kudichkoven geschrieben, um 1362 Kudichhoven, 1367 Kudenkoven, 1375 bis 1378 Kodinchoven, 1473 Koedichoven.Über die Dorfanlage Kückhovens in alter Zeit sind wir auch nur auf Vermutungen angewiesen. In der Römerzeit berührte die römische Hochstraße unseren Ort. Die Dorfstraße darf als eine Fortführung vom Mühlenweg zur Maar angesehen werden, deren Biegungen durch Hofanlagen, Häuser und Wasserläufe bestimmt wurden. Die Querrinne durch die Dorfstraße gaben wohl diesem Dorfteil seinen Namen Kleinend. Der zum Weg nach Katzem führende Hasenweg hat mit Hasen nichts zu tun. Marjan gibt an, dass hier das keltische Wort ais, das später in germanischem Munde zu Has verstümmelt wurde und bewaldete Höhe bedeutet, versteckt ist. Eine solche Höhe war bei unserm Has die dem Orte auf der Südwestseite vorgelagerte einst bewaldete Anhöhe vorhanden. Die weitere Fortführung der Dorfstraße mündet an der Maar in der Dorfmitte. Alte Leute wußten zu erzählen, dass bei regnerischem Wetter der Weg dermaßen aufgeweicht war, dass die Bauernkarren nicht durchkommen konnten, lieber ums Dorf herumfahren, besonders der Tümpel vor der Kirche versperrte die Durchfahrt.
Marktplatz / Dorfstraße um 1905
Ein weiterer Weg ging auf Holzweiler zu. Bereits vor dem Bau der Landstraße (1854) war hier ein Weg, der etwa einen km außerhalb der Gehöfte nach Norden ins Feld abbog. Von ihm weg ging der Spitzberg auf Hauerhof zu. Die “Mosel” war ein Gette, in dem der Jude Moses wohnte. Hinter dem Hause Erdmann klapperte eine Ölmühle, die im Jahre 1498 nach Erkelenz verkauft wurde. Die Fortsetzung der Dorfstraße nach Osten, wo der “Venrather” scharfe Ostwind freien Zugang hat, heißt “Stülpend”. Auch hier zweigen zwei Feldwege ab, und zwar erreichen sie Wockerath und Kaulhausen sowie Venrath und Berverath. An diesem Dorfende gabelt auch die Zehnt-(Thing)straße an der nordwestlichen Dorfgrenze vorbei ab. In alter Zeit stand hier die Zehntscheune, in der die zehntpflichtigen Bauern ihre Abgaben zusammenfuhren. Überreste von ihr sind nicht gefunden worden und kein Dorfbewohner weiß, wo sie gestanden hat. Die Erntesteuer wurde zu einer der fünf Zwangsmühlen nach Erkelenz oder nach Hohenbusch gebracht. Die Wegebezeichnungen mit der Endung -end (Kleinend, Stülpend) sind altes örtliches Sprachgut, auf das wir nicht verzichten und aus Eitelkeit nicht modernisieren sollten.
Das Dorf war von einem Netz unterirdischer begehbarer Gänge durchgraben. Sie nahmen in vielen Kellern ihren Eingang und führten immer zu einem Brunnen. Ähnliche unterirdische Gänge sind auch in unseren Nachbarorten nachgewiesen. In einer Tiefe von 3-5 Metern lagen sie unter der Erdoberfläche und hatten eine Weite, dass sich ein Mensch gerade hindurch zwängen konnte. In unruhigen Kriegszeiten dürften sie der Bevölkerung als Unterschlupf und als Versteck vor feindlichen Truppen gedient haben.
Luftbild aus dem Jahre 1955. Es zeigt den engeren Ortskern um die Servatuiskirche
Immer wieder erkundigt sich der wissbegierige Dorfbewohner danach, wie Kückhoven entstanden ist und sich entwickelte. In groben Zügen soll gezeigt werden, wie unser Dorf entstanden sein kann. Erst die Römer, die etwa um 50 v. Chr. bis 400 n. Chr. am Rhein herrschten, hinterließen die ersten schriftlichen Aufzeichnungen der Zustände, die sie hier vorfanden.
Die wichtigsten Mitteilungen verdanken wir dem Feldherrn, Staatsmann und Geschichtsschreiber Julius Cäsar (100 – 44 v. Chr.) der seiner Geschichte des Gallischen Krieges manche Bemerkungen über die Germanen eingefügt hat. 150 Jahre später lebte der Geschichtsschreiber Cornelius Tactus, der unserm Volke eine besondere Schrift “Germania”, widmete. Bevor die Römer kamen, war unsere Gegend schon bewohnt. Bodenfunde, wie Steinwerkzeug, Pfeilspitzen, Schaber, Bohrer aber auch Grabspuren mit allerlei Schmuck und Beigaben für die Toten, geben darüber Zeugnis. Jene Zeit, in der die Menschen Steine zerschlugen und aus geeigneten Stücken dann mit großer Mühe auf härteren Steinen ein scharfes Beil oder ein Messer schliffen, nennen wir Steinzeit. In der Kückhovener Gemarkung wurden im Jahre 1922 drei etwa 20 cm lange Steinbeile gefunden. Leider sind diese im letzten Krieg abhanden gekommen. Damit ist allerdings noch nicht erwiesen, dass ihre einstmaligen Besitzer hier gewohnt haben oder nur durchgezogen sind. Die Germanen verbrannten ihr Toten, sie meinten, dass sich die Seelen der Verstorbenen so leichter aus dem Körper lösten. Die Asche setzten sie in Urnen bei. Um das Jahr 1000 v. Chr. wohnten am Niederrhein die “Urnenfelderleute”, deren Totenurnen ohne Grabhügel blieben. Zahlreicher sind hier im Erkelenzer Land die Urnen, über denen sich Grabhügel wölben. In Wildenrath, Arsbeck, Wegberg und Hardt wurde solche Grabhügel gefunden.
Seit 800 v. Chr. benutzen die Germanen neben dem Stein auch Bronze und Eisen zur Herstellung ihrer Waffen, Werkzeuge und Schmuckgegenstaende. Da es aber in unserer Heimat dieses Metall nicht gab, wurden weiterhin Steine an ihrer Stelle benutzt.
Die Römer kamen unter ihrem Feldherrn Cäsar um das Jahr 55 v. Chr. an den Rhein. Wenn wir auch aus den Funden früherer Zeit wissen, dass Völker aus dem Donauraum und aus dem Westen unsere Heimat durchzogen und gar hier siedelten, so erfahren wir doch erst von Cäsar die Stammesnamen der Menschen, die hier wohnten.
An der Mosel mit Trier als Hauptort wohnten die Treverer, am Niederrhein saßen die Menapier. Zwischen diesen Völkern in unserer Heimat wohnten die germanischen Eburonen, die von dem rechten Rheinufer verdrängt worden waren.
Zwar erhoben sich die Eburonen wie die anderen germanischen Stämme wiederholt gegen die römischen Eindringlinge.
Im Jahre 54 v. Chr. besiegten sie sogar die Römer. Doch bereits im Jahre 53 v. Chr. nahm Cäsar Rache und die Römer blieben Herren.
Wie stand Kückhoven in der Römerzeit und lange danach mit der Außenwelt in Verbindung?
Die Kölner Landstraße von Erkelenz über Kückhoven, Holzweiler, Immerath nach Jackerath wurde erst 1854 erbaut. Bis dahin war Kückhoven, abgesehen von den Verbindungswegen zu den Nachbarorten, angewiesen auf die “Alte Heerbahn” und ihre Abzweigung nach Katzem, die Hochstraße. Die Heerbahn war eine Römerstraße. Sie führte von Rörmond an Herkenbosch vorbei nach Birgelen, Wassenberg, Myhl, Gerderath nach Erkelenz. Sie tritt an der Kückhovener Seite in Wockerath ein, biegt am Anfang des Ortes beim Kapellchen ab, bildet eine Strecke die Kückhovener Flurgrenze als “Alte Heerbahn”. Als schmaler Feldweg oder Grasrain zieht sie weiter nach Eggerath, bald mit dem Kommunalweg, bald als Feldweg an Holzweiler und Immerath vorbei nach Kaster, weiter über Brauweiler nach Lövenich bei Köln, wo sie in die Köln-Maastrichter Heerstraße einmündete.
Von dieser Römerstraße zweigte eine andere bei Wockerath ab, führte am Erkelenzer Kreuz vorbei nach Kückhoven, wo sie erhöht und aufgefüllt werden musste und darum Hochstraße genannt wurde. Sie nahm ihren weiteren Verlauf über Katzem, Kleinbouslar, wo ein römischer Jupiteraltar (Säule mit Bildern in Bonn) gefunden wurde, über Titz und Ameln, Bettenhoven an den Rhein bei Remagen.
Beim Pflügen, Graben, Ausschachten sind vielerorts Gräber, Münzen, Denksteine, Hausanlagen und dergleichen aus der Römerzeit gefunden worden. Als nach dem ersten Weltkrieg in Kückhoven die Grundstücke zusammengelegt worden sind, hob man hinter dem Erkelenzer Kreuz den alten Weg nach Wockerath tief aus. Die Arbeiter fanden eine Bronzemünze mit der Umschrift: Caesar Augustus Postumus. Postumus war ein Gallier und e General der römischen Kaiser Valerian (253 – 260) und Gallienus (253 – 268).
Jahrhundertelang rüttelten die Germanen vergeblich an der römischen Rheingrenze; Roms Feldherren und Legionäre verteidigten sie. Nur in gelegentlichen Raubzuegen gelang es rechtsrheinischen Stämmen, die Grenzwehr zu durchbrechen. Doch die Volkszahl jenseits des Rheins wuchs. Die Stämme schlossen sich zum Bund der Franken zusammen. Gegen Ende des römischen Reiches gelang es den Franken, auf dem linken Rheinufer festen Fuß zu fassen.
Als nun gar der römische Feldherr Stilicho beim Einfallen der Goten in Italien die rheinischen Legionen zum Schutze Roms abberief (406), da überfluteten die Franken unaufhaltsam das römische Gebiet.
In raschem Siegeszuge eroberte später der Frankenkönig Chlodwig (481 – 511), (Bild rechts), fast ganz Gallien. Unsere Heimat kam so unter fränkische Herrschaft. Die altgermanische Graueinteilung wurde beibehalten. Unsere engere Heimat wurde dem Mühlgau zugerechnet. Westlich reichte unser Gau bis zur Maas und im Osten bis zum Rhein.
Die fränkischen Gaukönige entstammten dem Geschlecht der Merowinger (481 – 751), deren sagenhafter Ahnherr Merowech hieß. Dessen Sohn Chlodwig (481 – 511) hat fast ganz Gallien und alle Franken unter seinem Zepter vereinigt. Bei Zülpich vernichtete er 496 das Heer der Alemannen und trat zum Christentum über. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts erstreckte sich das Frankenreich vom Atlantischen Ozean bis zur Saale und bis zum Böhmerwald, vom Mittelmeer bis zum Zuidersee. Auf Karte blau dargestellt (Bild links).
Das wichtigste Amt war das des königlichen Hausmeisters, der Vorsteher des königlichen Hofstaates und Verwalter der königlichen Güter war.
Seit das mächtige Geschlecht der Karolinger (751 -843) diese Würde in seinen Besitz brachte, wurden sie dem Königreich bedrohlich.
Pippin von Heristal machte sich zum alleinigen Hausmeister des ganzen Frankenreiches, sein Sohn Karl Martell, der die abendländische Kultur durch seinen Sieg bei Tours und Poitiers (732) das Abendland vor dem Islam rettete, übergab das Reich seinem Sohne Pippin dem Kleinen. Dieser ließ sich zum Könige wählen und salben und ließ den letzten Merowinger in ein Kloster bringen. Das große Reich, das Pippin seinem Sohne Karl dem Großen (768 – 814), (Foto links), vererbte, hat dieser durch glückliche Kriege noch erweitert und gegen feindliche Nachbarn wohl gehütet. Karl der Große hatte eine Vorliebe für Aachen, wo er wahrscheinlich geboren war; hier wohnte er gewöhnlich. Er ließ die Pfalz neu und groß das Münster bauen. Hier stiftete er auch ein Kloster. Kückhoven war später diesem Aachener Marienstift zehntpflichtig.
Woher die “Ritter von Kückhoven” kamen, wer sie belehnt und begütert hatte, wissen wir nicht. Das Land, dass die Römer bereits besiedelt hatten, scheint nach ihrem Abzug besonders während der Zeit, da die Franken hereinbrachen, menschenarm gewesen zu sein. Jahrhundertelang hatte das Land nun Zeit, sich wieder zu bewalden. Der Name Kückhoven, der aber bereits im Jahre 1000 genannt wird, deutet an, dass es damals wieder bevölkert war. Das Dorf hatte sich also in der späten Frankenzeit gebildet. Der erste Kückhovener, der im Jahre 1250 genannt wird, heißt sonderbarerweise Heinrich de Busco (aus dem Busch) Aber seine beiden Söhne werden Ritter von Kückhoven genannt. Nach allgemeiner Annahme lag ihr Gehöft am Nordwestende des Bonental in der Nähe von Erkelenz.
Heinrich de Busco war um das Jahr 1250 Schultheiß in Erkelenz. Der Zehnte der Güter in Erkelnz und Kückhoven gehörte damals dem Marienstift in Aachen. Vorher hatte Graf Immo, dem unsere ganze Gegend bis nach M. Gladbach gehörte Anspruch darauf. Er besaß viele Güter, wie Erkelenz, Oestrich, Berg (Wegberg), Beeck, Rickelrath und Immerath.
Im Jahre 966 trat er diese Güter an Kaiser Otto I. ab. Otte schenkte diese Güter dem Marienstift in Aachen. Bei dieser Aufzählung ist zwar Kückhoven nicht benannt. Da wir aber wissen, dass das Aachener Stift bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in unserer Gemarkung begütert war und Kückhoven mit Erkelenz zeitweise gemeinsam verwaltet wurden, dass der Hof Kückhoven zu den Gütern gehörte, die unter Erkelenz genannt sind.
Der Name Ritter “vom Busch” ist vielleicht daher zu erklären, dass das Rittergehöft am Rande des Gehözes Wahnenbusch und Eulenbusch lag, das sich über die ganze Höhe ausbreitete.
Zur Zeit des Aachener Propstes Otto von Eberstein (1218 – 1266) machten sich in Erkelenz Bestrebungen geltend, das Schultheißamt erblich zu machen und es so der Verfügung des Probstes zu entziehen. Der Schulze Heinrich de Busco hatte zwei Söhne,Ritter Emund von Kückhoven und dessen älteren Bruder, die nach dem Tode des Vaters das Schultheißamt weiter zu führen gedachten.
Otto von Eberstein aber sandte den Schulzen Rütger Stipe nach Erkelenz. Doch die beiden Söhne des Heinrich de Busco wollten sich aus dem Amte des Vaters nicht verdrängen lassen.
Auf der Seite der Kückhovener stand derEdelherr Gottfried von Heinsberg, der auch Ansprüche auf das Amt des Schulzen gelten machte.
Es kam zu Streitigkeiten, in deren Verlauf der ältere Ritter von Kückhoven den Schulzen Rütger Stipe tötete.
Im Jahre 1308 aber erhob der Bruder des Mörders, Emund von Kückhoven, erneut Anspruch auf das Amt des Vaters und setzte sich mit Gewalt in das Amt des Schulzen, mit allen Rechten auf Güter und Zehnten ein.
Zeugenverhör durchgeführt durch Gerhard von Renneberg, Kanoniker des Stifts St. Servatius zu Maastricht und Pfarrer von Erkelenz, und Gerhard, Pfarrer der Kirche Mechelen, Dioezese Lüttich, im Verfolg der Klage des Gerhard von Nassau, Lütticher Archidiakon und Probst des Stiftes zu Aachen, gegen den Edelherrn Gottfried von Heinsberg, Ritter, und Emund von Kückhoven und genossen wegen der Güter und Rechte im Dorf und Bezirk Erkelenz, die dem Aachener Stift und Probst gehören.
Goswin von Oestrich wurde befragt, ob Gottfried und Emund selbst oder durch Komplizen seit mehreren Jahren den großen und den kleinen Zehnt in Dorf und Bezirk Erkelenz sowie vieler Güter und Rechte, die dem Probst gehören, mit Gewalt und gegen dessen Willen erhoben und weggenommen haben und ob sie dessen Güter und Rechte in der Pfarre Erkelenz bis heute für sich behalten, was er unter Eid bejahte.
Auf Befragen bestätigte er, dass dies seit Jahren in der Pfarre allgemein bekannt sei und dass in den letzten Jahren die Boten der beiden Herren die Zehnten, Güter und Rechte in Anspruch genommen und für sich verwandt hätten. Er selbst habe gesehen, dass der Emund seit einigen Jahren das Amt des Schultheißen des Dorfes Erkelenz bekleide und gegen den Willen von Probst und Stift Aachen Brüchten erhoben habe, was im Dorf Erkelenz allgemein bekannt sei, obgleich das besagte Amt und die Einsetzung in dieses rechtmäßig und alters her dem Stift und Probst zustehen.
Er habe auch gesehen, dass zur Zeit, als Otto von Everstein Probst des Aachener Stifts gewesen sei, ein gewisser Henricus de Busco, Vater von Emund, um den es gehe, Schultheiß des Dorfes Erkelenz gewesen sei, und nach dessen Tod habe Probst Otto von Rutgerus Stipen als Schultheiß eingesetzt, und diesen habe ein Bruder des die Nachfolge beanspruchenden Emund ermordet, der wegen dieses Mordes exkommuniziert und abgesetzt worden sei.
Er habe auch erlebt, dass danach der selbe Probst Otto nacheinander noch zwei weitere Schultheißen im Dorf Erkelenz auf friedliche und ruhige Weise eingesetzt habe, und diese seien Herr Arnoldus Sconchoven und Peregrinus Svertvogherre gewesen, von anderen wisse er nicht. Dasselbe bezeugen unter Eid auch Gerradus Nase, Conradus Suse von Erkelenz, Henricus de Udenraide, Schoeffe in Erkelenz, und Tilmannus de Eychenbouchts aus der Pfarre Erkelenz, die alles, was der erste Zeuge ausgesagt hat, voll und ganz zustimmen.
Es stimmen ebenfalls zu, nur mit einer Einschraenkung, dass sie ueber das, was Goswin über die Zeit des Propstes Otto ausgesagt habe, nichts wuessten, die folgenden Zeugen: Gerardus de Eychen, Schoeffe in Erkelenz, Arnoldus de Wykeraide, Schoeffe in Erkelenz, Petrus, Schoeffe in Erkelenz, Godefridus Weitzkorn, Gerardus Tulen, Henricus Pistor, Herrmannus Cronhouse, Wilhelmus Spirnich, Henricus fermentarius, Sibertus Velkevere,Henricus Campman, Theodericus de Grueboch, Henricus vulpes, Sybertus Greyne, Henricus Piropus, Petrus Sohn der Cormunre, Theodericus Kiche, Godefridus de tilia, Godefridus Sohn des Conrardus, Thilmannus de Wickeroide, Godefridus Sohn des Kume,Thillmannus apud mare, Joannes Haneken,Godefridus Sohn Colonis, Joannes Schwiedersohn institricis, Ruterus de Menkenraide, Honsthilt Erstinus, Henricus rufus, Arnoldus vulpes, Remboldus, Joannes sutor, Gerardus de Wickeroide, Godefridus de Beldencoven, Udo de Beldenkoven, Henricus de Nederporce, Ludwicus de Beldecoven, Herrmannus serdo, Anselmus der Senake, Renardus de Aycthenburch, Henricus de Buscho, Godefridus episcopus, Henricus de Ostenich, Henricus carnifex, Rodolphus de Odenroide, Joannes vulpes, Gerardus Keyser, Gerardus Ranche, Arnoldus de Odenroide, Henricus pistor, Gobelinus de Odenroide, Theodericus carnifex, Henricus sardo, Aegidius de Erklent, Theodericus sardo, Theodericus Ploke, Gerardus Spigele, Thilmannus de Busco, Lambertus Sohn des Greve, Henricus Sohn des Midelman, Henricus Sohn des pistor,Theodericus vinitor, Alardus Stelt, Godefridus Sperbricht, Sibertus Sohn der Aleidis, Franco de Orio, Henricus Sohn Giba, Tillmannus de Mare, Martinus de Honte, Godelinus de Erklent, Tilmannus Gayetman, Herr Geradus Alant, Ritter und Johannes Sohn Ivels. Daraufhin bezeugen die sieben Schoeffen des Dorfes Erkelenz auf Anmahnen des Vogtes des Dorfes bzw. dessen Stellvertreters, dass das Dorf Erkelenz ein Eigendorf des Stiftes und des Propstes zu Aachen sei und dass die Schoeffen bei ihrer Wahl oder Einfuehrung Stift und Propst bzw. dessen Schultheiß oder Boten gegenueber Treue geschworen Haetten. Dies bestaetigten auch alle vorher genannten Zeugen. Desgleichen stimmte dem die gesamte Dorfgemeinde zu. – 1308 am Dienstag nach dem Passionssonntag.
Die beiden Beklagten wurden mit dem Kirchenbann bestraft. Aber sie erhoben Einsprueche und Klagen bei den Bischoefen und auch bei der paepstlichen Kurie, die sich damals in Avignon aufhielt.
Doch dauerten die Streitigkeiten mit Heinsberg bis 1313 und mit Kueckhoven sogar bis 1327.
Hintere Reihe von links: Gerhard Kauertz, Konrad Matzerath, Franz Derwarf, Hugo Krings, Heinr. Josef Vieten, Josef Küppers, Josef Paulus, Peter Meyer
Vordere Reihe von links: Anton Rütten, Leonhard Pardon, Pfarrer a. d. Högel, Pfarrer Grosche,Wilhelm Corsten , Ludwig Schiffers
Was man schon jahrelang befürchtete, wovon viel im voraus geschrieben und gesprochen worden ist, das ist nun eingetreten:
Der Weltkrieg
Die ruchlose Tat von Sarajewo, die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Gattin, gab den letzten Anlass dazu.
Österreich musste von Serbien Genugtuung verlangen und stellte an Serbien ein Ultimatum von 48 Stunden.
Da Russland als Beschützer von Serbien auftrat, gab Serbien eine unbefriedigte Antwort.
Darauf erfolgte am 28. Juli 1014 die Kriegserklärung an Serbien. Sofort mobilisierte Russland gegen Österreich.
Am 31. Juli war die russische Mobilmachung auch an der Deutschen Grenze in vollem Gange, die man als Bedrohung sah.
Auf Deutscher Seite wurden aber noch keine Gegenmaßnahmen getroffen.
Schon hörte man in der Bevölkerung die Befürchtung aussprechen: Wenn unser Kaiser in seiner Friedensliebe nur nicht zu lange wartet.
Daher war die letzte Woche des Juli eine Woche der höchsten Spannung. Tagtäglich erwartete man die Deutsche Mobilmachung. Zwar wusste das Deutsche Volk, dass das Zögern nur seinen Grund habe, dass der Kaiser auch das letzte Mittel versuchen wollte, das Unglück abzuwenden, ehe er zur Mobilmachung schreite. Was der Kaiser alles versucht hat, um den Frieden zu erhalten, konnte man später aus den Zeitungen erfahren.
Am Freitag, den 31. Juli wurde der Kriegszustand über Deutschland verhängt. Nachmittags gegen 18 Uhr wurde dies durch große Plakate den Ortsbewohnern bekannt gegeben. In dem Kriegszustand erkannte die Bevölkerung das Vorbereiten der Mobilmachung. Es schwand damit die letzte Hoffnung, dass es gelingen würde, den Krieg noch abzuwenden.
Samstag, den 1. August 1914 folgte dann auch schon die Mobilmachung.
Nachmittags gegen 18 Uhr wurde am schweren Brett der Pastoratsmauer und an mehreren anderen Stellen im Dorf die Mobilmachungsplakate aufgehängt.
Der 2. August war der erste Mobilmachungstag. Abends gegen 23 Uhr wurde noch der Aufruf des Landstürmers bekannt gegeben und damit die entsetzliche Spannung gelöst. Die Menschen waren sich des Ernstes der Stunde wohl bewusst.
Es herrschte heilige Begeisterung, die ihren Grund in der Überzeugung hatte, dass man uns den Kampf aufgenötigt hat und das wir für eine gerechte Sache streiten.
Der erste Mobilmachungstag brachte viele aus unserem Ort die bittere Stunde des Abschiedes von den Angehörigen. Es wart erhebend zu sehen wie diejenigen, die zur Fahne eilen mussten, an diesem Sonntag sich zur Kommunionbank drängten, um sich für den heiligen Kampf Kraft und Stärke zu holen. Pfarrer Grosche hielt eine zu Herzen gehende Ansprache an die Krieger.
Die folgenden Mobilmachungstage riefen immer mehr Väter und Söhne zu den Waffen. Einschließlich der Landsturmleute waren es wohl etwa 80 aus unserem Orte, die nach den ersten Wochen des unter Waffen standen. Unsere Landsturmleute wurden zum größten Teil verwandt, die nächsten Bahnstrecken zu bewachen.
Beunruhigung in der Bevölkerung
In den ersten Wochen des Krieges herrschte unter der Bevölkerung eine begreifliche Aufregung. Man hörte nämlich, das die Franzosen den Plan hätten, durch Belgien in das ungeschützte Rheinland einzufallen.
Wahre Schreckensnachrichten von dem Vorhaben unserer Feinde waren unter der Bevölkerung verbreitet. Wie man später erfuhr, hat tatsächlich in den ersten Tagen für unsere Gegend eine große Gefahr bestanden. Am 5. August hörte man hier deutlich den Kanonendonner. Es war die Beschießung von Lüttich. Da aber Lüttich so schnell fiel und die deutschen Truppen unaufhaltsam weiter stürmten beruhigten sich die Leute allmählich.
Flugmaschinen aus dem 1. Weltkrieg
Einen anderen Grund der Beruhigung bildeten die Flugmaschinen, deren Wichtigkeit und Gefährlichkeit man erst durch diesen Krieg erfahren sollte. Wiederholt waren Flugfahrzeuge über Kückhoven zu sehen, und die Leute befürchteten , mit Bomben beworfen zu werden. Da dieses nicht geschah, vermutete man das es sich vorwiegend um deutsche Flugmaschinen gehandelt habe.
In der ersten Mobilmachungswoche wurden Vorkehrungen für Masseneinquartierungen getroffen. Die vier Schulsäle und der Kaisersaal (Gaststätte Aretz) wurden ausgeräumt und mit Stroh belegt. Wegen Erkrankung des Gemeindevorstehers Wilhelm Corsten wurde zur Regelung der Einquartierungsverhältnisse eine Kommission gebildet. Dieser gehörte Pfarrer Grosche, Hauptlehrer Thissen, Prokurist Schmitz und Gastwirt Küppers an. Im August 1914 kamen dann nacheinander mehrere Munitionskolonnen, eine Kolonne Brückentrain und drei Kompanien Infanterie.
Kloster St. Josef ab 1913
In dem neu errichteten Kloster St. Josef wurde zu Beginn des Krieges ein kleines Lazarett eingerichtet. Die Bewohner von Kückhoven brachten Betten, Bettzeug und sonstige nützliche Sachen dorthin.
Johannes Doerges
In dem Saal, der sonst als Verwahrschule diente, wurden 14 Betten aufgestellt. Es dauerte aber noch eine geraume Zeit ehe die ersten Verwundeten kamen. Am 21. September trafen 12 leicht Verwundete ein.
Johannes Doerges war der erste gefallene Soldat aus Kückhoven. Er fiel am 6. 9. 1914.
Bis Ende Januar 1915 waren es 26 Verwundete die gepflegt wurden.
Am 9. März 1915 fand in der Bürgermeisterei Kückhoven die Musterung des unausgebildeten Landsturms der Geburtsjahrgänge 1883-1869 statt. 48 Männer waren zu dieser Musterung verpflichtet.
Es wurden fast alle für tauglich befunden, zu ihnen zählte auch der Hauptlehrer Thissen (Bild rechts), der im Jahre 1879 geboren war. Er wurde als Infanterist eingetragen.
Am Weißensonntag wohnte er noch der Kommunionfeier der Kinder bei und empfing mit ihnen das Brot der Starken. Am 13. April fuhr er dann nach Trier wo er ins 29. Ersatz Infanterie Battaillon eintrat. Bald war die Ausbildung beendet und als Muskateur des Reserve Infanterie Regiments 29 gings hinein nach Frankreich, in die Shampagne, in den Schützengraben. Schon nach drei Tagen, den 19. Juli morgens um 5 Uhr trafen ihm feindliche Minensplitter an der rechten Schläfe und ins linke Knie und streckte ihn bewusstlos nieder. Schon am folgenden Tag nachmittags 15 Uhr verstarb er ohne das Bewusstsein erlangt zu haben im Ortslazarett Montfanxelles bei Ripont.
Am 9. August fanden für die gefallenen Helden ein Exequien in der Pfarrkirche statt.
Im Jahre 1939 gehoerte die Gemeinde Kückhoven mit den Orten Schwanenberg, Golkrath, Gerderath und Venrath zum Amt Erkelenz – Land. Oberbürgermeister war Peter Meyer wohnhaft in Kückhoven. Der Amtsbürgermeister von Erkelenz-Land, Gustav Meyer, amtierte zugleich auch als Bürgermeister der Stadt Erkelenz.
Der Gemeinderat bestand nur dem Namen nach und hatte keine Befugnisse. Die benannten Mitglieder waren: Martin Peters, Gottfried Pardon, Arnold Schmitz (Kaufmann) und Josef Vieten (Gastwirt). Als Beigeordnete waren Peter Matzerath (Landwirt) und Josef Lievre (Ortsbauernführer) berufen.
Am 1. Oktober 1935 war die Gemeinde Kückhoven, die bis dahin ein eigenes Amt gebildet hatte, in das neue Amt Erkelenz-Land mit Sitz in Erkelenz eingegliedert worden. Als Landrat des Kreises Erkelenz amtierte Dr. Wessel, als Kreisschulrat Johannes Nüsgens.
An der Schule in Kückhoven wirkten als Lehrkräfte: Hauptlehrer Peter Albert, Lehrer Josef Serve, Lehrerin Anna Hamecher und Lehrerin Luise Mayntz.
Pfarrer der Gemeinde war Dechant Heinrich Grosche.
Das Gebiet Erkelenz-Stadt und das Amt Erkelenz-Land war damals, weil die Staatsverwaltung von der NSDAP überlagert war, in zwei politische Ortsgruppen eingeteilt. Die Grenze verlief mitten durch das Stadtgebiet von Erkelenz, sodass die südliche Stadthälfte der Ortsgruppe Erkelenz-Süd und die nördliche der Ortsgruppe Erkelenz-Nord zugeteilt war.
Kückhoven gehörte mit den Orten Venrath und Kaulhausen zur Ortsgruppe Erkelenz-Süd. Ortsgruppenleiter war der Pg. Scheuerle und Zellenleiter von Kückhoven der Pg. Heinrich Wallrafen.
Kriegerverein im Jahre 1930
Im Hintergrund links das Kriegerdenkmal aus dem 1. Weltkrieg und rechts das ehemalige Bürgermeisteramt.Gedenkfeier im Jahre 1936 am Kriegerdenkmal vor dem ehemaligen Bürgermeisteramt
Durch gesetzgeberische Maßnahmen in den Jahren 1933 – 36 war der Wohlstand des deutschen Volkes im Vergleich zu der Zeit um 1930 erheblich gestiegen. Auch in Kückhoven verfügten fast alle Familien über ein befriedigendes Einkommen. Der Landwirtschaft war durch ein Entschuldungsverfahren, verbilligte Düngemittel sowie durch die Einrichtung des Landjahres und des Reichsarbeiterdienstes (RAD) geholfen worden. Das Handwerk erlebte eine neue Blütezeit. Auch die Arbeiterschaft hatte eine wesentliche Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage erfahren. Durch die Wohlfahrtseinrichtungen des Staates und der Partei war weitgehend dafür Sorge getragen, dass Hilfsbedürftige, insbesondere auch Frauen und Kinder, jede nur mögliche Unterstützung erfuhren.
Über allem aber lag, insbesondere seit den politischen Ereignissen des Jahres 1938, die Vorahnung einer neuen gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen dem sogenannten “Dritten Reich” und seinen Gegnern. Bereits im Sommer 1938 war der 1921 von Christian Corsten erbaute Tanzsaal für militärische Zwecke beschlagnahmt worden, eine Maßnahme, die neben viele anderen auf eine bevorstehende kriegerische Verwicklung hindeutete.
Einberufung Jahrgang1929
Bereits am 24. August 1939 wurde einigen Bewohnern unseres Dorfes der Einberufungsbefehl zugestellt.
Zum 26. August hatte eine große Anzahl von Zivilisten aus Köln ihre Gestellungsbefehle zur Einkleidung nach Kückhoven erhalten. Im Saale Corsten lagerte die vollständige Ausrüstung für eine Batterie Feldatillerie. Die für die Bespannung der Geschütze und Bagagewagen benötigten Pferde musste von der hiesigen Landwirtschaft gestellt werden.
Am 28. August rückte die hier eingekleidete Batterie feldmarschmäßig ausgerüstet zur Eifel aus. Ende August gab die NSV. den Befehl aus, die vielen aus Essen und Umgebung hier zur Erholung weilenden Kinder mit einem Sonderzug in ihre Heimat zurückzubefördern.
Auch erfolgte in diesen Tagen die Beschlagnahme der vorhandenen LKW und PKW sowie Motorräder für Wehrmachtszwecke.
Eine diesbezügliche Sammelstelle war in Erkelenz am Bahnhof eingerichtet worden (Bild rechts).
Am Vorabend des 1. September 1939 gab der Rundfunk bekannt, dass Deutschland um 6.30 Uhr die Herausforderung Polens angenommen und das feindliche Feuer erwidert habe.
Die bereits seit 1938 bei den Gemeinden als Geheimgut lagernden Lebensmittelkarten kamen am gleichen Tag zur Verteilung. Damit nahm die Ernährungszwangswirtschaft ihren Anfang, nachdem sich schon seit längerer Zeit eine Verknappung an Lebenswichtigen Gütern bemerkbar gemacht hatte.
In der Gemarkung Kückhoven ging am 1. September 1939 eine Scheinwerferbatterie in Stellung. Rundfunk und Presse berichteten von diesem Tage ab in großer Aufmachung über den Fortgang der Kämpfe in Polen. Eine Erfolgsmeldung jagte die andere, eine Siegesfeier löste die andere ab. In 18 Tagen war die polnische Wehrmacht vernichtet. Nun wartete man mit Spannung darauf, wie sich die Dinge weiter entwickeln würden.
Anfang Oktober 1939 nahm eine Sanitätskompanie in Kückhoven Quartier und führte hier drei Monate lang ein feuchtfröhliches Dasein. Zu dieser Einquartierung gesellten sich im November Arbeitsdienstler aus Süddeutschland, die an den Kämpfen in Polen teilgenommen hatten. Ihnen folgte im Dezember eine in Bayern beheimatete Batterie schwermotorisierter Artillerie. Weiterhin rückte zu Beginn des Jahres 1940 ein Brückenbaukommando in unseren Ort ein, das im Saale Corsten und in den benachbarten Häusern Unterkunft fand. Wenige Wochen später fand dann auch noch eine Abteilung Flieger in Kückhoven Unterkunft. Das Einvernehmen zwischen den einquartierten Truppen und der Einwohnerschaft war so ausgezeichnet gut, dass die Mehrzahl der Soldaten mit Familienanschluss in den Häusern untergebracht werden konnte, wo sie neben dem rheinischen Humor vor allen Dingen auch die rheinische Küche kennenlernten.
Ende Januar 1940 rückten die Arbeitsdienstler und die motorisierte Artillerie nach dem Westen ab.
In den frühen Morgenstunden des 1. Mai konnte man aus der großen Zahl über Kückhoven donnernden deutschen Flugzeuggeschwader schließen, dass im Westen größere Operationen stattfinden wuerden. Am 9. Mai wurde für alle in unserem Ort stationierten Wehrmachtsverbände Alarm zum Abmarsch in Richtung Erkelenz gegeben. Auf dem in der Nähe Kückhovens angelegten Flugplatz (Hauerhof) herrschte um diese Zeit eine lebhafte Fliegertaetigkeit
Bild: Junge auf dem Platz hinter der Kirche.
Im Jahre 1934 war unter Führung des Reichsmarschalls Hermann Goering der Reichsluftschutzbund gegründet worden. Die Aufgabe dieser Organisation bestand darin, die Zivilbevölkerung und ihr Eigentum gegen die Gefahren des Luftkrieges zu schützen. Jeder Deutsche im Alter von 12 bis 65 Jahren war durch Verordnung für luftschutzpflichtig erklärt. Die Gemeinde Kückhoven bildete eine in Blocks und Luftschutzgemeinschaften unterteilte Gruppe des Luftschutzbundes. Diese Gemeinschaft umfasste etwa 10 bis 12 Häuser. In diesen Gemeinschaften waren den Dienstpflichtigen bestimmte Aufgaben zugeteilt, so z. B. als Selbstschutzkräfte, Feuerwehrleute, Sanitäter oder Melder. Die Ausbildung erfolgte durch besonders geschulte Warte und Luftschutzlehrer. Der Besuch der Lehrgaenge war Pflicht.
Bild rechts: Soldaten auf Kontrolle in Kückhoven
Am 26. August 1939, wenige Tage vor Ausbruch des Krieges, wurde der zivile Luftschutz aufgerufen. Um den Gefahren eines möglichen Luftangriffes rechtzeitig zu begegnen, ergingen gleichzeitig strenge Vorschriften über die Durchführung der Verdunklungsmaßnahmen. Durch regelmäßige Kontrollen drängten die Behörden auf sorgfältige Beachtung der getroffenen Anordnungen.
Die Leitung des zivilen Luftschutzes in Kückhoven war dem Ortsbürgermeister Peter Meyer übertragen. Die gesamte Organisation und Durchführung aber lag in den Händen des Beauftragten Wilheln Matzerath. Er richtete in Verbindung mit der Gemeindeverwaltung in den Räumen des Bürgermeisteramtes eine Wache ein. Diese war tagsüber mit vier Personen besetzt. Beim Herannahen feindlicher Flugzeuge erhielten sie telefonisch Nachricht von Erkelenz aus. Zwei Melder setzten sich sofort auf ihre Fahrräder und gaben in allen Ortsteilen durch Hornsignale Alarm. Dieses Verfahren erwies sich nach einiger Zeit als unzureichend, da der Luftkrieg zugenommen hatte. Die Gemeinde sah sich gezwungen eine Sirene zu beschaffen. Sie wurde auf dem Dachfirst des Gemeindehauses installiert. Eine weitere Verbesserung des Meldeverfahrens wurde durch die Einrichtung des Drahtfunkes erreicht.
Am Pfingstsamstagabend 1940 überflog ein feindlicher Flieger, nachdem er bei Edgenbusch mehrere leichte Bomben abgeworfen hatte, unseren Ort und setzte zwischen Hauerhof und Kückhoven einen sogenannten Leuchtschirm. Die gesamte Umgebung wurde taghell erleuchtet. In der Nacht vom 30. zum 31. Mai gegen 1 Uhr überflogen feindliche Fliegerverbände unseren Ort. Ihr Ziel war das Stadtgebiet von Köln. Die schweren Luftangriffe dauerten bis 4 Uhr und forderten große Opfer. In Kückhoven konnte man den Feuerschein der Großbrände deutlich beobachten.
Der erste Luftangriff auf Kückhoven erfolgte am 27. Januar 1943. Große Aufregung herrschte im Ort, als am Abend diesen Tages plötzlich und unerwartet etwa 400 bis 500 Elektro-Thermit-Stabbrandbomben abgeworfen wurden. Die Scheune Eitzen, die Wohnhäuser Schnitzler, Leonartz, Robert Heinrichs, Kraus, Jansen, Emonds, die Wirtschaft Settels, Krahe, Josef Mertens, Mehl, das St. Josefshaus und das Lager Pardon wurden getroffen. Es entstanden größere und kleinere Brände. Etwa die Hälfte der Bomben schlug in die benachbarten Gärten ein. Sie verursachten keine größeren Schäden. Die Feuerwehr und der Luftschutzdienst leisteten an diesem Abend vorbildliche Arbeit. Beim gleichen Luftangriff fiel an der Katzemerstraße, unweit des Hauses Halcour, eine etwa 20 Zentner schwere Sprengbombe, die im Ort Dach-, Fenster und Türschäden verursachte.
Bild Links: Soldatenbesuch in der Heimat
Da sich die Auswirkungen des Luftkrieges von Tag zu Tag steigerten, erwies es sich bald als notwendig, den Ausbau der Luftschutzräume stärker als bisher vorwärts zu treiben. Durch den Bau von Betonbunkern, die Einrichtung von Notausgängen an vorhandenen Schutzräumen sowie durch Schaffung von Mauerdurchbrüchen suchte man die Sicherheit der Bevölkerung gegen Luftangriffe zu erhöhen
Zum Schutze gegen etwaige Anwendung von Gaskampfstoffen mussten alle Bunker und Schutzräume mit gasdichten Türen, möglichst aus Stahl, versehen werden. Regelmäßig fanden Kotrollen statt, ob das vorgeschriebene Werkzeug zur Stelle war. Auf den Dachböden wurde Wasser und Sand zur Bekämpfung von Dachstuhlbränden bereit gestellt. Besonders schwierig gestaltete sich die Frostperiode, da das Löschwasser sich auf den Dachböden oft in Eis verwandelte.
Auf behördliche Anordnung hin war die Bevölkerung bereits in den Jahren 1941 und 1942 durch Vermittlung der NS-Volkswohlfahrt mit Gasmasken versehen worden. Die Preise für die Masken waren gestaffelt und richteten sich nach dem Einkommen sowie der Kinderzahl einzelner Familien.
Vom Jahre 1943 ab nahm die Zahl der Luftangriffe auf rheinisches Gebiet so stark zu, dass die Bevölkerung mehrmals in einer Nacht die Schutzräume aufsuchen und sich dort stundenlang aufhalten musste. In den Mittagsstunden des 12. August 1943 überflog ein großes Geschwader englischer Jagdflieger die Kückhovener Gemarkung und schoss im freien Feld auf die dort arbeitende Bevölkerung.
Umzug der Landwirtschaft zu Erntedank
Der selbe Verband griff am gleichen Tag das Kraftwerk Goldenberg bei Köln an. In der Nacht zum 17. August erfolgte ein schwerer Angriff auf die Städte Mönchengladbach und Rheydt, bei dem auch die weitere Umgebung der Städte in Mitleidenschaft gezogen wurde.
In einigen Nachbargemeinden von Kückhoven brachen größere Brände aus, während unser Ort – abgesehen von einer in der Nähe des Dorfes gelegenen Getreidemiete, die in Flammen aufging – verschont blieb. Groß war in dieser Nacht die Zahl der über Kückhovener Flur abgeworfenen Phosphor- und Thermitbomben, die auf freiem Feld ausbrannten, ohne größeren Schaden anzurichten.
Gegen Mitte des Jahres 1944 nahm der Krieg eine entscheidende Wende. Den Amerikanern war in der Nacht vom 6. zum 7. Juni die Invasion von England nach Cherburg geglückt. Von diesem Zeitpunkt an löste sich die deutsche Front im Westen langsam auf und wurde immer weiter zurück gedrängt. Besonders deutlich zeigte sich die starke Überlegenheit des Gegners in der Luft. Die deutsche Luftabwehr erwies sich nicht mehr so schlagkräftig, wie von maßgebender Stelle prophezeit worden war. Trotz der massenhaften Anflüge kam es selten vor, dass die Flak einen Abschuss meldete.
Dagegen brachten die zahlreichen Blindgänger unsere Abwehr und hiesigen Bevölkerung in große Gefahr. Im September 1944 traf ein solcher Blindgänger das Haus des Landwirtes Adrian Hintzen, durchschlug die Schlafzimmerdecke, wo mehrere Kinder schliefen und blieb im Boden der Küche stecken. Einige Tage später wurde das Gehöft von einem weiteren Geschoss getroffen. Dieses mal wurde der Kuhstall getroffen und es kam zur Explosion. Alle im Stall befindlichen Tiere erlitten durch Splitter schwere Verletzungen und mussten Notgeschlachtet werden.
Blick auf die ehemalige Kirchstraße (Servatiusstr.) in Richtung Kirche
Ein weiterer Blindgänger traf das Haus Gehlen an der Maar.
Je näher die Front an die deutsche Westgrenze heranrückte, steigerte sich die Angriffstätigkeit der Feindflüge auf Verkehrsmittel, Landarbeiter usw. Die Folge war, dass die Bevölkerung sich kaum noch aus den Häusern wagte. So wurde im Sommer und Herbst 1944 ein großer Teil der Ernte und der Feldbestellung nicht mehr durchgeführt.
Im September 1944 wurde die männliche und weibliche Bevölkerung, soweit sie eben abkömmlich war, seitens der NSDAP zu Schanzarbeiten verpflichtet. Durch den Bau von Panzergräben sollte der Vormarsch des Feindes aufgehalten werden. Zu diesen Arbeiten waren neben der Zivilbevölkerung aus dem Siegkreis und dem Kölner Bezirk auch Fremdarbeiter aus dem Osten herangezogen worden. Im November kamen bei dem Bau der Panzergräben an der Thingstraße auch Schulkinder, Mädchen und Jungen, der 4. Oberklassen zum Einsatz. Die Arbeiten waren mit großen Gefahren verbunden, weil sie oft von feindlichen Tieffliegern gestört wurden.
Im November 1944 erfolgte der erste große Luftangriff auf die Städte Düren, Jülich und Heinsberg. Ein großer Teil der zurückfliegenden feindlichen Bomber überquerte Kückhoven in Richtung Erkelenz und wurde von der in Kückhoven stationierten Luftabwehr heftig beschossen. Der am Panzergraben neben der Thingstraße beschäftigte Schüler Heinz Matzerath erlitt an diesem Tage eine Halsverletzung durch Granatsplitter.
Im November und Dezember 1944 gab es heftige Luftangriffe auf unseren Ort. Am 28. November wurden mehrere Häuser beschädigt, so das Wohnhaus von Hermann Beuth, die neuerbaute Scheune von P. Henkes (Eitzen) und das Haus von Arnold Schmitz (neben der Schule) schwer getroffen.
Außer dem Hofbesitzer Henkes, der an diesem Tag in Urlaub gekommen war, kamen durch eine Bombe 7 weitere in seinem Haus einquartierte Soldaten ums Leben.
Noch größere Verluste forderte das Bunkerunglück auf dem Grundstück des zur Wehrmacht einberufenen Josef Rütten. Am Nachmittag des 5. 12. schlug eine mittelschwere Bombe in den Notausgang dieses Bunkers ein und brachte allen 16 Personen, die dort Deckung gesucht hatten, darunter der Familie Rütten und 3 Soldaten, den Tod. Die Opfer fanden ihre letzte Ruhestätte in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Kückhovener Ehrenfriedhof.
Am Nachmittag des 8. Dezember fielen weitere Bomben, die zwar keine Menschenleben forderten, aber das Wohnhaus von Paul Settels sowie die Scheunen von Peter Henkes (früher Kirchstraße) und Hermann Beuth in Trümmer legten. Bei diesem Angriff kamen auf dem Anwesen von Peter Henkes, das in Brand geriet, eine Anzahl von Pferden in den Flammen um.
Zwei Tage später, in den Mittagsstunden des 10. Dezember, erfolgte ein weiterer Angriff feindlicher Tiefflieger. Stark beschädigt oder zerstört wurden die Häuser der Familien Emonds, Pardon, Mainz, Adams, Hommers und Roßkamp.
Tragisch war das Schicksal des Kückhovener Soldaten Ludwig Hermanns. Er war an diesem Tag in Uhrlaub gekommen und hatte gehofft, nach langer Abwesenheit seine Eltern wiederzusehen. In der Enttäuschung, dass sie wenige Tage vorher den Räumungsbefehl gefolgt waren, fand er bei diesem Luftangriff durch einen Granatsplitter den Tod.
Der Hauptgrund für die starke feindliche Angriffstätigkeit auf Kückhoven war in dem Umstand zu suchen, dass in mehreren Häusern des Ortes, so bei Paul Settels, Matzerath, Merkens, Erdmann und auch in der Kirche Funkstationen eingerichtet waren.
Der Hauptgrund für die starken feindlichen Angriffe auf Kückhoven ware in dem Umstand zu suchen, dass in mehreren Häusern des Ortes, so bei Paul Settels, Matzerath, Merkens, Erdmann und auch in der Kirche Funkstationen eingerichtet waren.
Die zahlreichen Panzer, die in jenen Wochen ihren Weg durch Kückhoven nahmen, beschädigten die Straßen der Gemeinde so schwer, dass diese ein bejammertes Bild boten. Von Fußgängern waren die Straßen nicht mehr passierbar.
Durch unvorsichtiges Umgehen mit einer Panzerfaust ereignete sich am 9. 12. 1944 in dem Haus Hermann Küppers ein schweres Unglück, bei dem drei deutsche Soldaten ihr Leben einbüßten. Das Haus erlitt schwere Beschädigungen.
Bereits im September 1944 war seitens der Partei der Befehl ausgegangen, die Zivilbevölkerung in Nähe der Rurkampflinie vorübergehend in die weniger gefährdeten rechtsrheinischen Gaue umzuquartieren. Anfangs widersetzte man sich vielfach den Aufrufen. Nachdem aber Kückhoven in das Kampfgebiet einbezogen worden war, siegte doch die Vernunft, und die Räumung des Ortes setzte in großem Umfang ein.
Viele Familien hatten sich rechtzeitig bei Verwandten und Bekannten im mittel- und süddeutschen Raum ein Quartier gesichert und verließen nach und nach die Heimat mit den planmäßigen Zügen der Reichsbahn.
Die letzten Sonderzüge gingen in der Zeit vom 5. bis 10. Dezember von den Bahnhöfen Wegberg und Otzenrat ab. Die Stadt Erkelenz lag um diese Zeit bereits so stark unter feindlichem Artilleriefeuer, dass man die Abfahrt vom dortigen Bahnhof nicht mehr wagen konnte.
Ein großer Teil der von Kückhoven aus Evakuierten fand im Raum zwischen Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge mehr oder weniger freundliche Aufnahme.
Nach dem 15. Dezember waren nur noch 40 Einheimische im Ort anwesend, unter ihnen auch Pfarrer Schlitter und Herr Ortsbürgermeister Peter Meyer. Das Weihnachtsfest 1944 verlief in Kückhoven still und ohne besondere Ereignisse. Auch um die Jahreswende bis Mitte Januar 1945 ruhte die feindliche Fliegertätigkeit völlig. Die Ursache hierfür war, dass der Feind seine gesamten Luftstreitkräfte zusammen zog, um die deutsche Ardennenoffensive, die Mitte Dezember 1944 begonnen hatte, aufzufangen.
Am 2. Februar 1945, mittags zwischen 11 und 12 Uhr, beschoss die feindliche Artillerie Kückhoven aus Richtung Linnich. Hierbei wurden die Häuser Settels(Gastwirtschaft) und Jansen (Kirchstrasse) durch Granatsplitter gänzlich zerstört.
Ein feindlicher Flieger umkreiste wiederholt den Turm der Pfarrkirche, vermutlich weil hier eine deutsche Funkstation untergebracht war. Der darauf erwartete Beschuss blieb jedoch aus.Am 2. Februar 1945, mittags zwischen 11 und 12 Uhr, beschoss die feindliche Artillerie Kückhoven aus Richtung Linnich.
Erst am 22. Februar nahm die Fliegertätigkeit wieder zu. Am drauffolgenden Tag, um die Mittagszeit erfolgten dann zwei schwere Luftangriffe auf unseren Ort. Folgende Häuser wurden stark beschädigt oder ganz zerstört: Müller, Henrich Viethen, Peschen, Corsten, Venedey, Franz Hermanns, Geilenkirchen, Peter Henkes, Immeln, Josef Küppers, Wolter, Muckel und Merkenich, ferner das Gemeindehaus. Auch das zur Straße gelegene Seitenschiff der Pfarrkirche erlitt an diesem Tage, ebenso wie die erst vor wenigen Jahren aufgestellte neue Orgel, schweren Schaden.
Als kurz nach diesen schweren Angriffen auch das feindliche Artilleriefeuer wieder einsetzte, entschloss sich ein Teil der noch Daheimgebliebenen in östlicher Richtung abzuwandern.
Nachdem am Morgen des 26. Februar einige am Dorfrand gelegene Getreidemieten in Flammen aufgegangen waren, rückten amerikanische Verbände, von Katzem kommend, zwischen 10 und 11 Uhr mit Panzern und Infanterie gegen unseren Ort vor.
Die deutschen Truppen setzten nur geringen Widerstand entgegen und gerieten zum Teil in Gefangenschaft. An diesem Tag fanden noch drei Kückhovener Einwohner, nämlich Frau Beuth, Christin Wirtz und Walter Laumen , den Tod.
Nachdem die Feindtruppen die Rheinlinie überwunden hatten, setzte im April 1945 die Rückwanderung der evakuierten Bevölkerung in größerem Umfang ein. Manche von ihnen fanden ihre frühere Wohnung, in einem unbeschreiblichen Zustand vor. Andere standen vor Ruinen und mussten in Wohnungen eingewiesen werden, deren rechtmäßige Inhaber noch nicht zurück kehren konnten.
Der rechtzeitigen Bestellung der Felder und Gärten standen im Frühjahr 1945 große Schwierigkeiten entgegen. Es fehlte an Saatgut, Ackergeräten, Arbeitskräften und Pferden. Hinzu kamen die Gefahren durch nicht geräumte Minenfelder und umher liegender Munition.
So forderte denn der verlorene Krieg in Kückhoven nachträglich noch mehrere Opfer. Es waren dies: Landwirt Theodor Dokter, der im Sommer 1945 bei der Getreideernte durch eine Kettenmine und der Rentner Franz Erdmann, Katzemer Straße, der bei Aufräumungsarbeiten an seinem Haus durch unvorsichtiges Umgehen mit einer Kastenmine im Herbst 1945 zu Tode kam.
Nach dem Abschluss des Waffenstillstandes am 8. Mai 1945 konnte nun die Bevölkerung in ihre Heimat zurück kehren.Viele harrten aber noch in der Fremde aus, weil sie auf eine günstige Gelegenheit warteten, ihr gesamtes Gepäck mitnehmen zu können.
Für die nach Mitteldeutschland Evakuierten wirkte es sich überaus nachteilig aus, dass die Westmächte Ende 1945 ihre Rechte auf die Gebiete preisgaben. Viele Kückhovener konnten deshalb erst in den letzten Monaten des Jahres 1945 die Heimreise antreten.
Wilhelm Vomberg
Durch die Gesetztgebung der Millitärregierung war bald nach dem Waffenstillstand die öffentliche Ordnung in Westdeutschland wiederhergestellt.
In Kückhoven wurde die Umbesetzung der öffentlichen Ämter vorgenommen. Als erster Bürgermeister wurde Wilhelm Vomberg von den damaligen Besetzern eingesetzt. Er hatte das Amt vom 6. März 1946 bis zum 2. Oktober 1946 inne. Die Dienststellen arbeiteten in der gewohnten Weise weiter.
Die erste Kommunalwahlen nach Beendigung des 2. Weltkrieges fanden am 15. 9. 1946 statt. Bürgermeister wurde Wilhelm Vomberg. Theodor Winkels, Josef Mertens, Wilhelm Scholand, Peter Porten, Speen und Josef Stresius wurden als Gemeindevertreter gewählt.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Kleidung war jedoch äußerst dürftig. So betrug z.B. die Zuteilung an Lebensmitteln im Herbst 1945 weniger als 1000 Kalorien. Der Tagesbedarf eines Arbeiters sollte 2500 – 4000 Kalorien betragen.
Bezugsscheine für Kleidung, Wäsche, Schuhe, Fahrräder usw. erhielt man nur bei Nachweis dringendem Bedarfs. Die Landwirte standen als Selbstversorger zwar auch unter amtlicher Kontrolle. Sie sahen aber die Not ihrer Verwandten, Nachbarn und Bekannten und versuchten durch unentgeltliche Abgaben von Lebensmitteln die Not zu lindern. Andere tauschten Anzugtoffe, Bettwäsche oder Mangelware verschiebenster Art gegen Lebensmittel ein
Wilhelm Scholand
Wilhelm Scholand
Bürgermeister vom 02. 10. 1946 – 24. 11. 1952
Gemeindevertreter : Wilhelm Scholand (Bürgermeister), Theodor Wallrafen, Werner Schliebeck, Christian Hintzen, Josef Lemmen, Hubert Bayer, Peter Porten, Peter Matzerath, Luise Mayntz und Käthe Bayer.
Die Entwertung der Reichsmark drückte sich in den ständig steigenden Preisen aus. So zahlte man im Mai 1948, einen Monat vor Einführung der D-Mark, für ein Hühnerei 8 – 10 RM, für ein halbes Pfund Butter 180 – 200 RM und für einen Anzug 4000 – 5000 RM. Der Schwarzhandel nahm immer mehr zu. Es fehlte eben an allem.
Besonders machte sich auch in den Jahren 1945 – 1948 der Mangel an Brennstoffen bemerkbar. In scharfem Gegensatz hierzu rollten täglich schwer beladene Kohlezüge gen Westen. Abends zogen oft viele Kückhovener Einwohner, darunter auch angesehene Bürger, mit Handwagen und leeren Säcken an die Bahnstrecke zwischen Baal und Erkelenz, um dort auf illegaler Weise ihren dringenden Kohlebedarf zu decken. Sie bestiegen dort zufällig haltende oder auch nicht zu schnell fahrende Kohlezüge, füllten ihre Säcke, banden zu und warfen sie hinab. Manchmal blieben diese nächtlichen Exkursionen trotz langen Wartens erfolglos und man kehrte enteuscht nach Hause zurück.
Mit Selbsthilfe begann sofort der Wiederaufbau der beschädigten und zerstörten Häuser. Dennoch blieb die Wohnungsnot noch lange groß, dies insbesondere deshalb, weil unser Ort in den Jahren 1946/1947 zweimal eine größere Anzahl von Flüchtlingen aus Mitteldeutschland und den Ostgebieten aufnehmen musste.
Bereits vor dem 20. Juni 1948 war ein großer Teil der in Kückhoven zerstörten und beschädigten Häuser auf dem Kompensationsweg, verbunden mit großer Selbsthilfe, wieder aufgebaut.
Das Wohnungsamt in Erkelenz beschlagnahmte alle irgendwie entbehrlichen Wohnräume und wies die Flüchtlinge in diese ein.
Die öffentliche Bautätigkeit nach Kriegsende ergab für Kückhoven folgendes Bild
1946 Teilweise Wiederherstellung des Schulgebäudes an der damaligen Kölner Straße;
1946/47 Aufbauarbeiten an der Pfarrkirche;
1949/50 Instandsetzung der Schule und des Gemeindehauses;
1955 Errichtung einer Wohnbaracke im Garten des Lehrers;
Kückhovener Brunnen: Jahrhundertfund der Steinzeit
Kückhovener Brunnen 1991
Rund 7300 Jahre alt ist der Brunnen der in einer Kiesgrube bei Kückhoven im Jahre 1991 freigelegt wurde. Der ungewöhnliche Fund kündigte sich bereits im September des Jahres 1990 an. Damals hatten Archäologen Hölzer aus einer bandkeramischen Siedlung nahe Kückhoven freigelegt. Unter „bandkeramischer Kultur“, bzw. „Bandkeramik“ versteht die praehistorische Archäologie die Kultur der ersten sesshaften Bauern in dem weiten Raum zwischen der Slowakei, Ungarn und dem Rheinland. Sie wohnten in weilerartigen Dörfern zusammengefasste Langhauuser. Diese waren mit hohen Wällen eingefasst.
bandkeramische Siedlung
Ihren Namen erhielt die Bandkeramik von den bandartigen verzierten keramischen Gefäße, die neben den anderen genannten Merkmalen als übergreifendes kulturelles Bindeglied aufzufassen ist. Seit August 1989 gräbt das Rheinische Amt für Bodendenkmal-pflege im Vorfeld der Kiesgrube in Kückhoven eine Siedlung der frühen Jungsteinzeit (5300 bis 4900 v. Chr.) aus. Die Fundstelle ist durch den Kiesabbau akut gefährdet und wird in wenigen Jahren vollständig zerstört sein.
Es handelt sich um eine Siedlung der Bandkeramischen Kultur. Sie waren die ersten Bauern Europas, die ausschließlich auf qualitativ hochwertigen Böden, im Rheinland in den fruchtbaren Lösboden, siedelten. Sie errichteten große Langhäuser (Bild rechts) in Pfostenbauweise. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht und fertigten Gefäße aus Keramik an, die zum Teil mit kunstvollen bandförmigen Ornamenten verziert waren. Lebensnotwendig war die Versorgung der Menschen der Vorzeit mit Wasser. So liegen die bekannten bandkeramischen Siedlungen Europas grundsätzlich in der Nähe eines Baches oder Flusslaufs. Diese Voraussetzung ist für die Siedlung in Kückhoven nicht gegeben. Sie liegt auf einer trockenen Lößfläche, und das nächste Wasser befand sich in drei Kilometern Entfernung.
Kiesgrube 1990
Ein Rätsel, für das die Archäologen zunächst keine bündige Erklärung fanden. Erst im Dezember 1990 beim Abschieben der Lößdecke durch den Kiesgrubenbetreiber freigelegt und von den Archäologen geborgen wurde, konnte das Rätsel nach und nach gelöst werden. Eine erste naturwissenschaftliche Datierung bestätigte ihre Vermutung. Die Hölzer stammten aus der Zeit der bandkeramischen Besiedlung.In einer Tiefe von circa sieben Metern unter der Oberfläche wurde eine grubenartige Eintiefung mit senkrechten Wänden von fünf mal sechs Metern Ausdehnung freigelegt. In ihrem Zentrum wurden zahlreiche Hölzer angetroffen. Durch eine Bohrsonde konnte eine Resttiefe von 7.60 Meter ermittelt werden. So verstärkte sich die Vermutung, dass ein bandkeramischer Brunnen gefunden worden war.
Tatsächlich handelte es sich um die Baugrube, in deren Zentrum sich zwei Brunnenkästen mit quadratischem Querschnitt befanden. Der äußere Kasten maß drei mal drei Meter, der innere 1,60 mal 1,60 Meter. Die Bauelemente bestanden aus sogenannten Spaltbohlen mit einer Dicke bis zu 15 Zentimetern und einer Breite von bis zu 50 Zentimetern. Verwendet wurde ausschließlich Eichenholz. Das Holz war teilweise so hervor– ragend erhalten, dass Bearbeitungsspuren von Steinbeilen noch deutlich zu erkennen waren. Weiter konnten Archäologen feststellen, dass der innere Brunnenkasten nicht genau in der Mitte des äußeren errichtet worden war. Er befand sich in der Nordwestecke des äußeren Kastens. Den Beobachtungen zufolge wurde der innere Kasten eingebaut, nachdem der ältere teilweise eingebrochen war. Neben zahlreichen, zum Teil verzierten Fragmenten typischer bandkeramischer Gefäße wurden Überreste von Kompostierungsgeraeten aus Holz (Hacken mit hölzernen Blättern und Stielen) in der Füllung der Baugrube, der Brunnenkästen gefunden. Neben der Radiocarbondatierung wurden erste dendrochronologischen Datierungen durchgeführt. Diese ergaben für den äußeren Brunnen-kasten ein absolutes Alter von 7300 Jahren. Der bandkeramische Brunnen von Kückhoven ist eben demjenigen aus Mohelnice in Mähren der zweite bekannte Fund dieser Art. Allerdings ist seine außerordentlich gute Erhaltung über eine Höhe von annähernd acht Metern einzigartig.Somit kann man mit Fug und Recht vom ältesten und besterhaltenen Holzbau der Welt sprechen.
700 Jahre Ortsjubiläum Kückhoven Als die Dorfgemeinschaft Ende 2008 über das 700-jährige Dorfjubiläum diskutierte, konnte niemand wissen, welche Ausmaße eine Ausstellung über die Geschichte von Kückhoven haben würde.Vorsitzender Jürgen Simon und Geschäftsführerin Andrea Ludwigs-Spalink (Bild rechts) wurden von der Versammlung beauftragt Material aus der Dorfgeschichte zu sammeln.
Schnell musste man feststellen, dass es sehr wenig geordnetes Material gab. Das hat sich in den darauf folgenden Monaten geändert. Dank vieler Gespräche und der Mithilfe zahlreicher Kückhovener, die Bilder, Texte und Unterlagen zur Verfügung stellten. In kurzer Zeit entstand eine Sammlung, die die Grundlage fuer eine Ausstellung bildete.
Dann präsentierte die Dorfgemeinschaft eine Ausstellung über 700 Jahre Kückhoven, parallel erschien ein Bildband.
Die Stimmung war und ist noch immer sehr positiv. Viele fingen an, sich für die Dorfgeschichte zu interessieren. Auch ehemalige Kückhovener hatten sich gemeldet und Material zur Verfügung gestellt.
Die Vereine, von denen noch 20 aktiv sind, das kirchliche Leben, die Kückhovener Schule, aber auch das Geschäftsleben. Im Ort gab es im Laufe der Zeit rund 40 Geschäfte. Es war also ein unheimlich pulsierendes Dorfleben. Alte Münzfunde, Uniformen und viele Bilder rundeten die Jubiläumsausstellung ab.
Wir hatten uns als ein lebendiges Dorf präsentiert. Dazu trugen alle Kückhovener Vereine, ein Malwettbeweb, Vorträge und Konzerte bei. Aber die Arbeit sollte nach der Ausstellung nicht vorbei sein. In den darauf folgenden Monaten ist weiteres interessantes Material gefunden worden.
Verehrte Kückhovener Bürgerinnen und Bürger, die Dorfgemeinschaft sucht weiter nach Material, sei es Bilder, Postkarten und Dokumente. Unsere Nachkommen sollen, so wie wir, die Geschichte unseres Dorfes nachlesen und erleben können.
Man schrieb das Jahr 1908. Zu der damaligen Zeit existierte in Kückhoven ein Brauereibetrieb. Der Inhaber dieses Betriebes hatte zwei Söhne, die beide von geistigen Getränken etwas verstanden und auch eine gewisse Fähigkeit darin besaßen, wie man eine ziemliche Portion Alkohol schnell und sicher mit dem menschlichen Organismus vereinigen konnte.
In diesem Betrieb wurde nun, nach eigenem Rezept, ein schweres dunkles Bier gebraut, das einen ziemlich hohen Gehalt an Hopfen und Malz hatte und in den damals elf bestehenden Wirtschaften des Dorfes zum Ausschank gelangte. Dieses einheimische Bier mundete der Kückhovener Männerwelt so vorzüglich, dass sie allabendlich, nach getaner Arbeit, in den einzelnen Wirtschaften saßen und, nach dem Vorbild ihrer Ahnen, die an den Ufern des Rheines auf ihrer Bärenhaut gesessen haben, immer noch eins tranken.
Die Folge davon war, andauerndes längeres Überschreiten der Polizeistunde und nächtliche Ruhestörung auf den Straßen. Der damalige biedere Dorfpolizist war, infolge seines Alters, der Sache nicht mehr gewachsen. Er wurde von einem Mann in den besten Jahren abgelöst. Der trat mit langem Säbel, Pickelhaube und preußischem Schnurbart in Erscheinung.
Dieser neue Polizeigewaltige hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mit dieser Unsitte im Dorf radikal aufzuräumen. Als Mittel dazu benutzte er einen dicken Bleistift und ein großes Notizbuch. Es gab Protokolle am laufenden Band.
Aber, wie es so ist im Leben, Druck erzeugt Gegendruck.
Eines Nachts hatten ein paar Ruhestörer dem “Protokollführer” ihre Schlagkraft derart drastisch vor Augen geführt, dass er am anderen Tag mit verbundenem Kopf und geschwollenen Lippen aus dem Fenster seiner Wohnung schaute.
Der damalige Pfarrer, der der Sache auf den Grund gekommen war, verurteilte auf der Kanzel mit strenger Miene das Verhalten seiner Pfarrkinder. Er bezeichnete es kurzerhand als heidnische Methoden und als eine Revolution.
Damit war das Stichwort gefallen: Revolution em Dörp!
Dem Hüter des Gesetzes war nun aber die Sache doch zu bunt geworden. Er forderte Gendamerieverstärkung aus der nahen Kreisstadt an. Diese erschien mit Revolver, Kürassierstiefeln und Sturmhelm auf den Plan und ordnete für das Dorf so eine Art Belagerungszustand an. Punkt 23 Uhr mussten sämtliche Wirtschaften des Dorfes geräumt sein.
Das war für die freiheitliebenden Kückhovener etwas Ungewöhnliches. Aus Protest dagegen stolzierten die reiferen Männer abends mit langen Pfeifen über die Straßen und bliesen, in herausfordernder Haltung gegenüber den Beamten, kräftige Rauchwolken in die Luft.
Die aktiven Rebellen aber handelten nach einem anderen strategischen Plan.
Als die Patrouille eines Abends am sogenannten Kleinend auftauchte, um das Dorf zu durchkämmen, peitschte auf einmal eine Gewehrsalve durch die Stille.
Da – was war das? – Das kann doch nur am Stülpend gewesen sein! – Da soll doch der Zacher dreinschlagen.
Und sofort setzte sich die Patrouille im Laufschritt in Marsch Richtung Stülpend.
Der Meldedienst bei den Aufständischen aber funktionierte tadellos. Sobald die Gesetzeshüter am Stülpend eingetroffen waren und hier alle Gassen, Gärten und Scheunen absuchten, knallte es auf einmal am Spitzberg: Paaf – Paaf – Paaf.
So ging es die halbe Nacht hindurch, bis die Rebellen , hinterhältig lächelnd, in ihre Strohsäcke gekrochen waren, um das Theater an den nächsten Abenden zu wiederholen.
Aber wie es immer ist im Leben, der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht, so war es auch hier.
Nach kurzer Zeit hatte man die Haupträdelsführer beim Schlafittchen. Damit klang der Aufstand allmählich ab und der friedliche Alltag konnte in Kückhoven wieder Einzug halten.
Diese Begebenheit ist bis heute im Dorf lebendig geblieben. An den Abenden zu hause und in den Gaststätten erzählen die alten Kückhovener der heranwachsenden Jugend, mit schelmischen Lächeln in den Augen, immer noch von der “Revolution em Dörp”.
“De Kückhover Neitsülle on ne janz Schuffka voll Pannas”
Ergötzliche Wette und was dabei herauskam – Schlachtfest bei Nießen
Am Montags-Unternehmer-Stamm-Skattisch bei Nießen am Stülpend kam es auf: “Ne janz neue Schuffka voll Pannas werd hie rennjefahre”, Trebels Chrees (was so viel wie Christian Trebels heißt), Skatspieler von Passion, oft laut, aber auch leise und Skatbruder Jupp Pisters, waren die zentralen “Pannas Figuren”. Beide im Skatclub “Neitsülle” (was soviel wie Nachteulen heißt) kam es unversehens zu einer Wette. Trebels zu Pisters: “Wenn du ne Schuffka voll Pannas hier herennfährs, gehört Dech die nagelneu Schuffka.” Schelm Pisters schloss die Wette ab. Das war schließlich auch die Wette mit “met dä wisse Panas”. Binnen 12 Stunden samt Trichinenschau wurde das Wunderwerk vollbracht. Und “dä wisse Pannas woar net belleg” ,wußte Schlösser Matthias zu berichten. Am nächsten Skatabend wartete man der Dinge, die da kommen sollten.
Punkt 20.00 Uhr öffnete sich Nießens Lokaltür. “De Schuffka voll Pannas” stand samt Pisters Jupp im Rahmen und “Neitsüll” Trebels legte die Skatkarten zur Seite, um das Pannasschlachtfest zu eröffnen. Rund 60 Liter Pannas in einer Schubkarre, das hat es bisher nur in Kückhoven gegeben. “Da ist nur soviel Mehl drin, als zur Bindung nötig”, so Pisters. Er verstand offensichtlich auch viel vom appetittlichen Servieren. Die nagelneue Schubkarre war mit Silberpapier ausgeschlagen.
Mehrere Pfund Schweinemett, zu Fußbällen mittlerer Größe geformt, obenauf mehrere Pfund in Silberpapier verpacktes Schwarzbrot, frischgeschälte Zwiebeln und das unvermeidliche “Gemös” (sprich Petersilie) ließ die vielen Feinschmecker mit den Zungen schnalzen.
Der Rest war nur noch Formsache. Auf zwei Millimeter dicken Schwarzbrotscheiben fünf Zentimeter dick Pannas. Ganz Hungrige legten samt Zwiebel noch fünf Zentimeter Mett obendrauf. Man hätte die Maulsperre kriegen können.
Es sei noch vermerkt, dass vom Chronisten einen Tag später mitgeteilt wurde: “Die hant de Pannas ratzekaal weggefreeten.”
Manche Spätheimkehrer machten dann auch am heimischen Herd ein Schmüschen. Sie hatten ein Schlachtpaket mit nach hause gebracht.
Die Notschlachtung
Bis 1970 gab es in Kückhoven noch keinen Kanal. Und so wurde das Regenwasser über die Straße zur Malter geleitet.
Es gab aber auch Abwässer die nicht so entsorgt werden konnten. So hatte man Gruben, die von Zeit zu Zeit ausgepumpt werden mussten.
Eine Gaststätte auf der Kirchstraße (jetzt Servatiusstr.) hatte eine andere Idee. Der Schaum, der nach einem gezapften Bier überlief wurde kurzerhand mit einem Eimer aufgefangen. Mit dem Landwirt Martin Dokter, direkter Nachbar, hatte man untereinander das Abkommen geschlossen, dass jeder volle Eimer bei dem Landwirt in den Schweinestall gestellt werden sollte. Dieser verteilte es auf die Tröge als Futter für die Schweine. Es ging eine lange Zeit gut, bis zu jenem Abend des Jahres 1968. Der Eimer war voll und ein Gast erklärte sich bereit diesen Eimer zum Schweinestall zu bringen. Da er nicht mehr ganz klar war, verstand er nicht, dass er den Eimer in den Stall stellen sollte und kurzerhand kippte er diesen in den nächst liegenden Trog, indem sich nur ein Schwein befand.
Am nächsten Morgen kam Landwirt Martin Dokter in den Stall, um nach seinen Tieren zu sehen. Aber was sah er da. Im Stall lag ein Schwein auf der Seite und zuckte. Er nahm an, dass Schwein sei krank und ließ den Ortsansässigen Metzger Josef Meurer rufen. Dieser kam sofort und begutachtete das Schwein. “Das Schwein muss notgeschlachtet werden”, so Josef Meurer. Es gab ein großes Schlachtfest mit Essen und Trinken, wie es Brauch war.
In den nächsten Tagen traf man sich dann in der Gaststätte auf der Kirchstraße zu einem Bier. Nachdem man einige getrunken hatte, wurde von der Notschlachtung berichtet. Nun stellte sich heraus, wie es wirklich war. Von dem vielen Bier war das Schwein nur betrunken gewesen und hätte gar nicht Notgeschlachtet werden müssen.
geboren am 28. 02. 1816 in Kückhoven
gestorben am 23. 04. 1901 in Kückhoven
Vater ist Johann Servatius Cüppers geb. am 10. 02. 1786, gest. 12. 02. 1842 in Kückhoven. Mutter ist Maria Mechthildis Francken geb. am 08. 01. 1787 in Bellinghoven, gest. 02. 05. 1868 in Kückhoven
Sibilla Cüppers hatte den originellen Namen „Appels Bell“. Sie wohnte in Kückhoven auf der Straße mit damaligen Namen „An der Maar 172“. Heute heißt sie „In Kückhoven“. Ihr kleines Fachwerkhaus stand noch bis 1951.
Dem erzählen nach, sei sie als junges Mädchen schlank und hübsch gewesen. Aus späteren Jahren hat man sie als klein, kräftig und untersetzt im Gedächtnis. Sie war überall beliebt als fleißig, ehrlich, freundlich und Kinderlieb. Sie war unverheiratet, hatte keine Kinder und doch hatte sie besonders ein Herz für Kinder.
Bereits im 19. Jahrhundert fuhr sie ihr selbst angebautes Gemüse und eigenes Obst, aber auch bei Bauern aufgekauftes Gemüse und Obst, in einem alten Kinderkorbwagen nach Erkelenz, wo sie in der Nähe des Alten Rathauses saß und ihre Waren anbot. Besonders beliebt waren die Äpfel, die sie oft an Kinder verschenkte, die ihre Lieblinge waren.
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