Kückhovener Brunnen

Kückhovener Brunnen: Jahrhundertfund der Steinzeit

Kückhovener Brunnen 1991

Rund 7300 Jahre alt ist der Brunnen der in einer Kiesgrube bei Kückhoven im Jahre 1991 freigelegt wurde. Der ungewöhnliche Fund kündigte sich bereits im September des Jahres 1990 an. Damals hatten Archäologen Hölzer aus einer bandkeramischen Siedlung nahe Kückhoven freigelegt. Unter „bandkeramischer Kultur“, bzw. „Bandkeramik“ versteht die praehistorische Archäologie die Kultur der ersten sesshaften Bauern in dem weiten Raum zwischen der Slowakei, Ungarn und dem Rheinland. Sie wohnten in weilerartigen Dörfern zusammengefasste Langhauuser. Diese waren mit hohen Wällen eingefasst. 

bandkeramische Siedlung

Ihren Namen erhielt die Bandkeramik von den bandartigen verzierten keramischen Gefäße, die neben den anderen genannten Merkmalen als übergreifendes kulturelles Bindeglied aufzufassen ist. Seit August 1989 gräbt das Rheinische Amt für Bodendenkmal-pflege im Vorfeld der Kiesgrube in Kückhoven eine Siedlung der frühen Jungsteinzeit (5300 bis 4900 v. Chr.) aus. Die Fundstelle ist durch den Kiesabbau akut gefährdet und wird in wenigen Jahren vollständig zerstört sein. 

Es handelt sich um eine Siedlung der Bandkeramischen Kultur. Sie waren die ersten Bauern Europas, die ausschließlich auf qualitativ hochwertigen Böden, im Rheinland in den fruchtbaren Lösboden, siedelten. Sie errichteten große Langhäuser (Bild rechts) in Pfostenbauweise. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht und fertigten Gefäße aus Keramik an, die zum Teil mit kunstvollen bandförmigen Ornamenten verziert waren. Lebensnotwendig war die Versorgung der Menschen der Vorzeit mit Wasser. So liegen die bekannten bandkeramischen Siedlungen Europas grundsätzlich in der Nähe eines Baches oder Flusslaufs. Diese Voraussetzung ist für die Siedlung in Kückhoven nicht gegeben. Sie liegt auf einer trockenen Lößfläche, und das nächste Wasser befand sich in drei Kilometern Entfernung.

Kiesgrube 1990

Ein Rätsel, für das die Archäologen zunächst keine bündige Erklärung fanden. Erst im Dezember 1990 beim Abschieben der Lößdecke durch den Kiesgrubenbetreiber freigelegt und von den Archäologen geborgen wurde, konnte das Rätsel nach und nach gelöst werden. Eine erste naturwissenschaftliche Datierung bestätigte ihre Vermutung. Die Hölzer stammten aus der Zeit der bandkeramischen Besiedlung.In einer Tiefe von circa sieben Metern unter der Oberfläche wurde eine grubenartige Eintiefung mit senkrechten Wänden von fünf mal sechs Metern Ausdehnung freigelegt. In ihrem Zentrum wurden zahlreiche Hölzer angetroffen. Durch eine Bohrsonde konnte eine Resttiefe von 7.60 Meter ermittelt werden. So verstärkte sich die Vermutung, dass ein bandkeramischer Brunnen gefunden worden war.

Tatsächlich handelte es sich um die Baugrube, in deren Zentrum sich zwei Brunnenkästen mit quadratischem Querschnitt befanden. Der äußere Kasten maß drei mal drei Meter, der innere 1,60 mal 1,60 Meter. Die Bauelemente bestanden aus sogenannten Spaltbohlen mit einer Dicke bis zu 15 Zentimetern und einer Breite von bis zu 50 Zentimetern. Verwendet wurde ausschließlich Eichenholz. Das Holz war teilweise so hervor– ragend  erhalten, dass Bearbeitungsspuren von Steinbeilen noch deutlich zu erkennen waren. Weiter konnten Archäologen feststellen, dass der innere Brunnenkasten nicht genau in der Mitte des äußeren errichtet worden war. Er befand sich in der Nordwestecke des äußeren Kastens. Den Beobachtungen zufolge wurde der innere Kasten eingebaut, nachdem der ältere teilweise eingebrochen war. Neben zahlreichen, zum Teil verzierten Fragmenten typischer bandkeramischer Gefäße wurden Überreste von Kompostierungsgeraeten aus Holz (Hacken mit hölzernen Blättern und Stielen) in der Füllung der Baugrube, der Brunnenkästen gefunden. Neben der Radiocarbondatierung  wurden erste dendrochronologischen Datierungen durchgeführt. Diese ergaben für den äußeren Brunnen-kasten ein absolutes Alter von 7300 Jahren. Der bandkeramische Brunnen von Kückhoven ist eben demjenigen aus Mohelnice in Mähren der zweite bekannte Fund dieser Art. Allerdings ist seine außerordentlich gute Erhaltung über eine Höhe von annähernd acht Metern einzigartig.Somit kann man mit Fug und Recht vom ältesten und besterhaltenen Holzbau der Welt sprechen.