Ab Sep. 1939 – Dez. 1942

Am Vorabend des 1. September 1939 gab der Rundfunk bekannt, dass Deutschland um 6.30 Uhr die Herausforderung Polens angenommen und das feindliche Feuer erwidert habe.

Die bereits seit 1938 bei den Gemeinden als Geheimgut lagernden Lebensmittelkarten kamen am gleichen Tag zur Verteilung. Damit nahm die Ernährungszwangswirtschaft ihren Anfang, nachdem sich schon seit längerer Zeit eine Verknappung an Lebenswichtigen Gütern bemerkbar gemacht hatte.

In der Gemarkung Kückhoven ging am 1. September 1939 eine Scheinwerferbatterie in Stellung. Rundfunk und Presse berichteten von diesem Tage ab in großer Aufmachung über den Fortgang der Kämpfe in Polen. Eine Erfolgsmeldung jagte die andere, eine Siegesfeier löste die andere ab. In 18 Tagen war die polnische Wehrmacht vernichtet. Nun wartete man mit Spannung darauf, wie sich die Dinge weiter entwickeln würden.

Anfang Oktober 1939 nahm eine Sanitätskompanie in Kückhoven Quartier und führte hier drei Monate lang ein feuchtfröhliches Dasein. Zu dieser Einquartierung gesellten sich im November Arbeitsdienstler aus Süddeutschland, die an den Kämpfen in Polen teilgenommen hatten. Ihnen folgte im Dezember eine in Bayern beheimatete Batterie schwermotorisierter Artillerie. Weiterhin rückte zu Beginn des Jahres 1940 ein Brückenbaukommando in unseren Ort ein, das im Saale Corsten und in den benachbarten Häusern Unterkunft fand. Wenige Wochen später fand dann auch noch eine Abteilung Flieger in Kückhoven Unterkunft. Das Einvernehmen zwischen den einquartierten Truppen und der Einwohnerschaft war so ausgezeichnet gut, dass die Mehrzahl der Soldaten mit Familienanschluss in den Häusern untergebracht werden konnte, wo sie neben dem rheinischen Humor vor allen Dingen auch die rheinische Küche kennenlernten.

Ende Januar 1940 rückten die Arbeitsdienstler und die motorisierte Artillerie nach dem Westen ab.

In den frühen Morgenstunden des 1. Mai konnte man aus der großen Zahl über Kückhoven donnernden deutschen Flugzeuggeschwader schließen, dass im Westen größere Operationen stattfinden wuerden. Am 9. Mai wurde für alle in unserem Ort stationierten Wehrmachtsverbände Alarm zum Abmarsch in Richtung Erkelenz gegeben. Auf dem in der Nähe Kückhovens angelegten Flugplatz (Hauerhof) herrschte um diese Zeit eine lebhafte Fliegertaetigkeit

Bild: Junge auf dem Platz hinter der Kirche.

Im Jahre 1934 war unter Führung des Reichsmarschalls Hermann Goering der Reichsluftschutzbund gegründet worden. Die Aufgabe dieser Organisation bestand darin, die Zivilbevölkerung und ihr Eigentum gegen die Gefahren des Luftkrieges zu schützen. Jeder Deutsche im Alter von 12 bis 65 Jahren war durch Verordnung für luftschutzpflichtig erklärt. Die Gemeinde Kückhoven bildete eine in Blocks und Luftschutzgemeinschaften unterteilte Gruppe des Luftschutzbundes. Diese Gemeinschaft umfasste etwa 10 bis 12 Häuser. In diesen Gemeinschaften waren den Dienstpflichtigen bestimmte Aufgaben zugeteilt, so z. B. als Selbstschutzkräfte, Feuerwehrleute, Sanitäter oder Melder. Die Ausbildung erfolgte durch besonders geschulte Warte und Luftschutzlehrer. Der Besuch der Lehrgaenge war Pflicht.

Bild rechts: Soldaten auf Kontrolle in Kückhoven

Am 26. August 1939, wenige Tage vor Ausbruch des Krieges, wurde der zivile Luftschutz aufgerufen. Um den Gefahren eines möglichen Luftangriffes rechtzeitig zu begegnen, ergingen gleichzeitig strenge Vorschriften über die Durchführung der Verdunklungsmaßnahmen. Durch regelmäßige Kontrollen drängten die Behörden auf sorgfältige Beachtung der getroffenen Anordnungen.

Die Leitung des zivilen Luftschutzes in Kückhoven war dem Ortsbürgermeister Peter Meyer übertragen. Die gesamte Organisation und Durchführung aber lag in den Händen des Beauftragten Wilheln Matzerath. Er richtete in Verbindung mit der Gemeindeverwaltung in den Räumen des Bürgermeisteramtes eine Wache ein. Diese war tagsüber mit vier Personen besetzt. Beim Herannahen feindlicher Flugzeuge erhielten sie telefonisch Nachricht von Erkelenz aus. Zwei Melder setzten sich sofort auf ihre Fahrräder und gaben in allen Ortsteilen durch Hornsignale Alarm. Dieses Verfahren erwies sich nach einiger Zeit als unzureichend, da der Luftkrieg zugenommen hatte. Die Gemeinde sah sich gezwungen eine Sirene zu beschaffen. Sie wurde auf dem Dachfirst des Gemeindehauses installiert. Eine weitere Verbesserung des Meldeverfahrens wurde durch die Einrichtung des Drahtfunkes erreicht.

Am Pfingstsamstagabend 1940 überflog ein feindlicher Flieger, nachdem er bei Edgenbusch mehrere leichte Bomben abgeworfen hatte, unseren Ort und setzte zwischen Hauerhof und Kückhoven einen sogenannten Leuchtschirm. Die gesamte Umgebung wurde taghell erleuchtet. In der Nacht vom 30. zum 31. Mai gegen 1 Uhr überflogen feindliche Fliegerverbände unseren Ort. Ihr Ziel war das Stadtgebiet von Köln. Die schweren Luftangriffe dauerten bis 4 Uhr und forderten große Opfer. In Kückhoven konnte man den Feuerschein der Großbrände deutlich beobachten.

Der erste Luftangriff auf Kückhoven erfolgte am 27. Januar 1943. Große Aufregung herrschte im Ort, als am Abend diesen Tages plötzlich und unerwartet etwa 400 bis 500 Elektro-Thermit-Stabbrandbomben abgeworfen wurden. Die Scheune Eitzen, die Wohnhäuser Schnitzler, Leonartz, Robert Heinrichs, Kraus, Jansen, Emonds, die Wirtschaft Settels, Krahe, Josef Mertens, Mehl, das St. Josefshaus und das Lager Pardon wurden getroffen. Es entstanden größere und kleinere Brände. Etwa die Hälfte der Bomben schlug in die benachbarten Gärten ein. Sie verursachten keine größeren Schäden. Die Feuerwehr und der Luftschutzdienst leisteten an diesem Abend vorbildliche Arbeit. Beim gleichen Luftangriff fiel an der Katzemerstraße, unweit des Hauses Halcour, eine etwa 20 Zentner schwere Sprengbombe, die im Ort Dach-, Fenster und Türschäden verursachte.

Bild Links: Soldatenbesuch in der Heimat

Da sich die Auswirkungen des Luftkrieges von Tag zu Tag steigerten, erwies es sich bald als notwendig, den Ausbau der Luftschutzräume stärker als bisher vorwärts zu treiben. Durch den Bau von Betonbunkern, die Einrichtung von Notausgängen an vorhandenen Schutzräumen sowie durch Schaffung von Mauerdurchbrüchen suchte man die Sicherheit der Bevölkerung gegen Luftangriffe zu erhöhen

Zum Schutze gegen etwaige Anwendung von Gaskampfstoffen mussten alle Bunker und Schutzräume mit gasdichten Türen, möglichst aus Stahl, versehen werden. Regelmäßig fanden Kotrollen statt, ob das vorgeschriebene Werkzeug zur Stelle war. Auf den Dachböden wurde Wasser und Sand zur Bekämpfung von Dachstuhlbränden bereit gestellt. Besonders schwierig gestaltete sich die Frostperiode, da das Löschwasser sich auf den Dachböden oft in Eis verwandelte.

Auf behördliche Anordnung hin war die Bevölkerung bereits in den Jahren 1941 und 1942 durch Vermittlung der NS-Volkswohlfahrt mit Gasmasken versehen worden. Die Preise für die Masken waren gestaffelt und richteten sich nach dem Einkommen sowie der Kinderzahl einzelner Familien.