1914 – 1918

Der erste Weltkrieg

Was man schon jahrelang befürchtete, wovon viel im voraus geschrieben und gesprochen worden ist, das ist nun eingetreten:

Der Weltkrieg

Die ruchlose Tat von Sarajewo, die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Gattin, gab den letzten Anlass dazu.

Österreich musste von Serbien Genugtuung verlangen und stellte an Serbien ein Ultimatum von 48 Stunden.

Da Russland als Beschützer von Serbien auftrat, gab Serbien eine unbefriedigte Antwort.

Darauf erfolgte am 28. Juli 1014 die Kriegserklärung an Serbien. Sofort mobilisierte Russland gegen Österreich.

Am 31. Juli war die russische Mobilmachung auch an der Deutschen Grenze in vollem Gange, die man als Bedrohung sah.

Auf Deutscher Seite wurden aber noch keine Gegenmaßnahmen getroffen.

Schon hörte man in der Bevölkerung die Befürchtung aussprechen: Wenn unser Kaiser in seiner Friedensliebe nur nicht zu lange wartet.

Daher war die letzte Woche des Juli eine Woche der höchsten Spannung. Tagtäglich erwartete man die Deutsche Mobilmachung. Zwar wusste das Deutsche Volk, dass das Zögern nur seinen Grund habe, dass der Kaiser auch das letzte Mittel versuchen wollte, das Unglück abzuwenden, ehe er zur Mobilmachung schreite. Was der Kaiser alles versucht hat, um den Frieden zu erhalten, konnte man später aus den Zeitungen erfahren.

 

Am Freitag, den 31. Juli wurde der Kriegszustand über Deutschland verhängt. Nachmittags gegen 18 Uhr wurde dies durch große Plakate den Ortsbewohnern bekannt gegeben. In dem Kriegszustand erkannte die Bevölkerung das Vorbereiten der Mobilmachung. Es schwand damit die letzte Hoffnung, dass es gelingen würde, den Krieg noch abzuwenden.

Samstag, den 1. August 1914 folgte dann auch schon die Mobilmachung.

Nachmittags gegen 18 Uhr wurde am schweren Brett der Pastoratsmauer und an mehreren anderen Stellen im Dorf die Mobilmachungsplakate aufgehängt.

Pfeil zeigt Peter Krahe aus Kückhoven

Der 2. August war der erste Mobilmachungstag. Abends gegen 23 Uhr wurde noch der Aufruf des Landstürmers bekannt gegeben und damit die entsetzliche Spannung gelöst. Die Menschen waren sich des Ernstes der Stunde wohl bewusst.

Es herrschte heilige Begeisterung, die ihren Grund in der Überzeugung hatte, dass man uns den Kampf aufgenötigt hat und das wir für eine gerechte Sache streiten.

Der erste Mobilmachungstag brachte viele aus unserem Ort die bittere Stunde des Abschiedes von den Angehörigen. Es wart erhebend zu sehen wie diejenigen, die zur Fahne eilen mussten, an diesem Sonntag sich zur Kommunionbank drängten, um sich für den heiligen Kampf Kraft und Stärke zu holen. Pfarrer Grosche hielt eine zu Herzen gehende Ansprache an die Krieger.

Die folgenden Mobilmachungstage riefen immer mehr Väter und Söhne zu den Waffen. Einschließlich der Landsturmleute waren es wohl etwa 80 aus unserem Orte, die nach den ersten Wochen des unter Waffen standen. Unsere Landsturmleute wurden zum größten Teil verwandt, die nächsten Bahnstrecken zu bewachen.

 

Beunruhigung in der Bevölkerung

In den ersten Wochen des Krieges herrschte unter der Bevölkerung eine begreifliche Aufregung. Man hörte nämlich, das die Franzosen den Plan hätten, durch Belgien in das ungeschützte Rheinland einzufallen.

Wahre Schreckensnachrichten von dem Vorhaben unserer Feinde waren unter der Bevölkerung verbreitet. Wie man später erfuhr, hat tatsächlich in den ersten Tagen für unsere Gegend eine große Gefahr bestanden. Am 5. August hörte man hier deutlich den Kanonendonner. Es war die Beschießung von Lüttich. Da aber Lüttich so schnell fiel und die deutschen Truppen unaufhaltsam weiter stürmten beruhigten sich die Leute allmählich.

Flugmaschinen aus dem 1. Weltkrieg

Einen anderen Grund der Beruhigung bildeten die Flugmaschinen, deren Wichtigkeit und Gefährlichkeit man erst durch diesen Krieg erfahren sollte.     Wiederholt waren Flugfahrzeuge über Kückhoven zu sehen, und die Leute befürchteten , mit Bomben beworfen zu werden. Da dieses nicht geschah, vermutete man das es sich vorwiegend um deutsche Flugmaschinen gehandelt habe.

In der ersten Mobilmachungswoche wurden Vorkehrungen für Masseneinquartierungen getroffen. Die vier Schulsäle und der Kaisersaal (Gaststätte Aretz) wurden ausgeräumt und mit Stroh belegt. Wegen Erkrankung des Gemeindevorstehers Wilhelm Corsten wurde zur Regelung der Einquartierungsverhältnisse eine Kommission gebildet. Dieser gehörte Pfarrer Grosche, Hauptlehrer Thissen, Prokurist Schmitz und Gastwirt Küppers an. Im August 1914 kamen dann nacheinander mehrere Munitionskolonnen, eine Kolonne Brückentrain und drei Kompanien Infanterie.

Kloster St. Josef ab 1913

In dem neu errichteten Kloster St. Josef wurde zu Beginn des Krieges ein kleines Lazarett eingerichtet. Die Bewohner von Kückhoven brachten Betten, Bettzeug und sonstige nützliche Sachen dorthin.

Johannes Doerges

In dem Saal, der sonst als Verwahrschule diente, wurden 14 Betten aufgestellt. Es dauerte aber noch eine geraume Zeit ehe die ersten Verwundeten kamen. Am 21. September trafen 12 leicht Verwundete ein.

Johannes Doerges war der erste gefallene Soldat aus Kückhoven. Er fiel am 6. 9. 1914.

Bis Ende Januar 1915 waren es 26 Verwundete die gepflegt wurden.

Am 9. März 1915 fand in der Bürgermeisterei Kückhoven die Musterung des unausgebildeten Landsturms der Geburtsjahrgänge 1883-1869 statt. 48 Männer waren zu dieser Musterung verpflichtet.

Es wurden fast alle für tauglich befunden, zu ihnen zählte auch der Hauptlehrer Thissen (Bild rechts), der im Jahre 1879 geboren war. Er wurde als Infanterist eingetragen.

Am Weißensonntag wohnte er noch der Kommunionfeier der Kinder bei und empfing mit ihnen das Brot der Starken. Am 13. April fuhr er dann nach Trier wo er ins 29. Ersatz Infanterie Battaillon eintrat. Bald war die Ausbildung beendet und als Muskateur des Reserve Infanterie Regiments 29 gings hinein nach Frankreich, in die Shampagne, in den Schützengraben. Schon nach drei Tagen, den 19. Juli morgens um 5 Uhr trafen ihm feindliche Minensplitter an der rechten Schläfe und ins linke Knie und streckte ihn bewusstlos nieder. Schon am folgenden Tag nachmittags 15 Uhr verstarb er ohne das Bewusstsein erlangt zu haben im Ortslazarett Montfanxelles bei Ripont.

Am 9. August fanden für die gefallenen Helden ein Exequien in der Pfarrkirche statt.